Telefonica kauft Minodes; GfK und Eyeota bringen Retail-Segmente
by Sonja Kroll on 15th May 2017 in News
ExchangeWire bündelt die wichtigsten Nachrichten aus der Region DACH mit Schlaglicht-Interviews aus der deutschsprachigen Programmatic-Szene. Diese Woche: Minodes wird von Telefonica übernommen; GfK und Eyeota bündeln Retail-Daten; Neuer CEO für Mindshare; und Fünf Fragen an Diana Loriot, Sociomantic Labs.
Telefonica kauft Berliner Start-up Minodes
Telefónica NEXT will die Datenanalyse im stationären Handel stärken. Dazu übernimmt der spanische Telekomanbieter jetzt die Berliner Martech-Schmiede Minodes. Von Interesse ist dabei vor allem die Kernkompetenz von Minodes - die Analyse von anonymisierten Besucherströmen innerhalb eines Geschäfts. Die Anwendungen von Minodes werden in die Datenschutzmaßnahmen von Telefónica Deutschland integriert, führt Jens Lappoehn, Geschäftsführer, Telefonica Next, aus: „Online-Shops sind seit langem in der Lage, die Kundenbedürfnisse genau zu analysieren und schnell sowie individuell zu reagieren. Gemeinsam mit Minodes werden wir auch dem stationären Handel die Möglichkeit bieten, das Kundenverhalten datenbasiert besser zu verstehen. So kann jeder Einzelhändler sein Geschäft an die Bedürfnisse der Kunden anpassen und gleichzeitig ein nahtloses Kundenerlebnis über alle Kanäle schaffen.“
Datenschutz und Datensouveränität sollen dabei gewahrt bleiben - indem die Anwendungen von Minodes in Zukunft in die Datenschutzmaßnahmen von Telefónica Deutschland integriert werden. Kunden können sich danach auch ausdrücklich aus der Datensammlung ausschließen lassen. Konkret erweitert Telefónica NEXT seine Datensätze anonymisierter Mobilfunkdaten außerhalb von Geschäfte mit den In-Store-Erkenntnissen von Minodes.
„Unsere Mission ist es, den stationären Handel in die digitale Zukunft zu führen“, sagt Minodes-Gründer Alexander Köth. „Denn gerade im Zuge der Digitalisierung ist es für stationäre Händler entscheidend, zielgerichtet mit unterschiedlichen Besuchergruppen zu interagieren. Das funktioniert aber nur, wenn sie die Besucher auch im Detail verstehen. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren Lösungen entwickelt. Gemeinsam mit Telefónica NEXT können wir unseren eingeschlagenen Wachstumskurs nun deutlich beschleunigen.“
Für Minodes zahlt Telefónica NEXT nach Firmenangaben einen unteren zweistelligen Millionenbetrag und löst das Start-up damit vollständig von den bisherigen Gesellschaftern ab. Minodes’ Mitgründer Alexander Köth bleibt nach dem Verkauf als Geschäftsführer an Bord; Co-Gründer Tim Wegner steht zwar als Berater weiterhin zur Verfügung, hat Minodes aber ansonsten verlassen.
GfK und Eyeota bauen Partnerschaft aus
Im Rahmen ihrer im vergangenen Jahr etablierten Partnerschaft erweitern GfK und Eyeota jetzt ihre Datensegmente auf detaillierte Retailkategorien. Die standardisierten Datensegmente gelten für mehrere Europa-Märkte und werden aus mehreren Quellen generiert, einschließlich offizieller Statistiken, kombiniert mit den proprietären Analysen hinsichtlich von Konsumentenverhalten.
Die GfK verifiziert die Segmente mit Hilfe einer Reihe interner Qualitätskontrollen und Cross-Checks mit den Ergebnissen der on—Site-Evaluierungen von GfK-Experten. Entsprechend der Datenschutzstandards stehen die GfK-Segmente nun auf der Eyeota-Publikumsplattform zur Verfügung.
Niko Waesche, Head of Customer and Audience Activation, GfK, hebt die Rolle von Offline-Verbraucherdaten hervor: „Nicht alle Produkte werden online gekauft. Deshalb sind unsere Daten zum Verbraucherverhalten in den Offline-Retail-Kanälen für Werbetreibende unglaublich wertvoll. GfK Purchase Power ist die präziste Möglichkeit, die Audiences mit hoher, mittlerer und geringer Kaufkraft anzusprechen und hilft Werbetreibenden, Kampagnen zu bestimmten Zielgruppen zu segmentieren. So kann ein Einzelhändler beispielsweise mit unserer Suite von Segmenten zielgenau Premium-, Value- und Economy-Food-Shopper targeten.”
Für Österreich, Deutschland, Dänemark, Spanien, die Türkei und die USA steht die GfK Retail Purchasing Power zur Verfügung, während die GfK Purchasing Power für Retail-Produktlinien für Österreich, Deutschland, Dänemark, Spanien und die Niederlande gilt.
Neuer CEO für Mindshare Deutschland
Mindshare holt sich einen neuen CEO an Bord. Mit Stefan Uhl, der Sebastian Hupf ablösen wird, kommt damit ein altbekannter Experte zurück: Uhl hatte bereits 19 Jahre lang in verschiedenen Positionen für Mindshare gearbeitet, bevor er 2013 zur Starcom-Gruppe wechselte.
„Mit Stefan Uhl begrüßen wir einen Hochkaräter der Media-Branche bei uns. Mit seiner umfangreichen Kunden- und New Business-Expertise wird Stefan Uhl die Agentur-Kunden-Beziehungen quantitativ und vor allem auch qualitativ stetig ausbauen. Und somit wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von Mindshare in Deutschland setzen”, begrüßt Katja Brandt, CEO DACH, Mindshare, den Neuzugang.
Uhl tritt seinen neuen Posten bei Mindshare am 1. Juli 2017 an. Sein Vorgänger Hupf wechselt in eine Führungsrolle bei GroupM.
Fünf Fragen an Diana Loriot, Global Head of Service, Sociomantic Labs
Welches sind die führenden globalen Trends, die in den nächsten drei Jahren das datengetriebene Marketing beeinflussen werden?
Personalisierung ist die Zukunft des datengetriebenen Marketings, da Werbetreibende ihre Kunden und potenziellen Neukunden bis ins kleinste Detail verstehen möchten, um deren Kaufverhalten mit relevanten Anzeigen zu beeinflussen.
Der erforderliche Grad an Datendetails um eine effektive und ethische Personalisierung durchzuführen ist auch einer der Gründe, warum Werbetreibende mehr Transparenz von der Industrie erwarten. Sie wollen mit Technologiepartnern zusammenarbeiten, die tiefe Einblicke und zuverlässigen Service bieten können. Die Herausforderung für Technologieunternehmen ist es, einen Weg zu finden, um Transparenz zu einem fairen Preis anzubieten – einen Preis, der die ROI-Ziele der Werbetreibenden erfüllt und gleichzeitig dem Unternehmen die Möglichkeit bietet, zugunsten des Kunden in Innovationen zu investieren.
Gibt es große regionenspezifische Unterschiede in Bezug auf die Trends?
Die Online-Industrie wird weiterhin wachsen, da wir den Weg für zukünftige Entwicklungen im Datenmanagement und eine bessere Infrastruktur freimachen. Generell wird die APAC Region weiterhin enorm wachsen, insbesondere die Schwellenmärkte, da dort das Online Business noch nicht gesättigt ist. Nordamerika nimmt den zweiten Platz ein, gefolgt von Europa und Lateinamerika. Zusätzlich werden wir eine interessante Entwicklung verfolgen können – die jüngsten Marktteilnehmer wie Marken, CPGs, Lebensmittelgeschäfte und die Finanzbranche könnten in Zukunft einen größeren Anteil am Wachstum in den reiferen Märkten ausmachen.
Welche Herausforderungen treten auf, wenn man ein globales Team führt, und was tun Sie, um diese zu überwinden? Wie teilen Sie Wissen und Best Practices, sodass der Kunde bestmöglich davon profitiert?
Selbstverständlich müssen die Methoden, die in einem Land funktionieren, nicht notwendigerweise in einem anderen Land zum Erfolg führen, da sich die Anforderungen der Teams und der Kunden in den verschiedenen Regionen meistens unterscheiden. Daher müssen Dienstleistungen und Lösungen anpassungsfähig sein, um den Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden, aber trotzdem in Ihrer Essenz erhalten bleiben. Strenge Regeln zu setzen und zu verallgemeinern ist nicht möglich. Erstens, muss man die Teams auf der ganzen Welt verstehen und ihnen zuhören, da sie die Bedürfnisse der Kunden kennen und sich für diese einsetzten. Zweitens, muss man einen sehr tiefen Einblick in die Industrie und sein Geschäft haben, um erfolgreich zu arbeiten. Grundsätzlich liegt die Herausforderung nicht in der Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Teams, sondern darin, die gleiche Sprache zu sprechen und die Fähigkeit zu besitzen, in alle Richtungen denken und arbeiten zu können.
Nachdem Sie die Geschäfte von Sociomantic in der Region APAC von Berlin aus gestartet haben, sind Sie nach Mumbai, Indien, gezogen, um vor Ort als Commercial Director den Markt zu übernehmen. Was waren die größten Herausforderungen, denen Sie beim Einstieg in den Markt gegenüberstanden und wie haben Sie diese überwunden?
Die Unterschiede zwischen den Märkten und Regionen sind enorm: alles, von der Art zu organisieren, der Konzeption der Arbeit und der Priorisierung, der Art zu kommunizieren, den geschäftlichen Formalitäten und Interessen, so ziemlich alles ist anders. Wenn ein Deutscher seine Arbeit effizient erledigen möchte, so organisiert, strukturiert und plant er detailliert die zu erledigende Aufgabe. Oft führt genau dieser Prozess in Indien, sowie in anderen Regionen, zu Ineffizienz, Zeitverschwendung und einer hohen Frustration für den Ausführenden der Aufgabe. Um dort effizient und erfolgreich arbeiten zu können, muss man improvisieren lernen – man benötigt vor allem Raum und Zeit, um auf Unerwartetes reagieren zu können.
5. Sie arbeiten jetzt seit über fünf Jahren in der digitalen Werbung. Konnten Sie in der Zeit Veränderungen für Frauen, die in dieser Branche tätig sind, beobachten?
Veränderungen in der Technologie-Branche sind symbolischer Natur und nicht greifbar. Es ist notwendig, dass wir uns bewusst darum bemühen, Frauen in Technologie-Positionen zu bekommen, um frauenfreundlichere Umfelder zu schaffen. Das ist keine rein unternehmerische Aufgabe, da die Kultur und die Regierung eines jeden Landes eine bedeutende Rolle spielen. Wenn ich an “Frauen im Technologie-Bereich” denke, dann habe ich nicht nur Frauen, die programmieren können, vor Augen, sondern die gesamte weibliche Infrastruktur, die das Geschäft aufrechterhält, also jede Rolle von der Designerin hin bis zur Sales-Mitarbeiterin.
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