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Starkes Wachstum für Programmatic in Deutschland; Purpur Media und Improve Digital kooperieren

ExchangeWire bündelt die wichtigsten Nachrichten aus der Region DACH mit Schlaglicht-Interviews aus der deutschsprachigen Programmatic-Szene. Diese Woche: Programmatic-Wachstum in Deutschland überrascht Experten; Improve Digital kooperiert mit Purpur Media; Sizmek besetzt CDO-Stelle; Rocket Fuel bringt Anti-Malvertising-Lösung; und Fünf Fragen an Volker Hatz, Sizmek.

Programmatic-Wachstum in Deutschland stärker als erwartet

Programmatic in Deutschland wächst und wächst. Laut BVDW wurden in Deutschland im vergangenen Jahr 592 Millionen Euro Umsatz mit programmatischer Werbung erwirtschaftet. Das sind 52% mehr als im Vorjahreszeitraum (390 Millionen Euro) - ein Ergebnis, das selbst die Industriebeobachter überraschte. Sie hatten 577 Millionen Euro prognostiziert.

Der Anteil von Programmatic Advertising an der Werbestatistik für digitale Display-Werbung belief sich im vergangenen Jahr auf 33 Prozent. Tendenz anhaltend: Auch für das laufende Jahr rechnen die BVDW-Experten mit starken Wachstum, so die aktuelle Erhebung der Fokusgruppe Programmatic Advertising im BVDW.

Stefan Zarnic, Vorsitzender der Fokusgruppe Programmatic Advertising im BVDW, zu ExchangeWire: „Programmatic Advertising ist erst wenige Jahre alt, sodass solche Wachstumsraten durchaus im Bereich des Erwartbaren liegen, da es sich als neue und innovative Art des Mediahandels sehr schnell durchgesetzt hat. Mit der Einführung des Code of Conduct ist es uns gelungen, einheitliche Regelungen für alle Marktteilnehmer zu etablieren und neue Maßstäbe in Transparenz, Qualität und Sicherheit zu setzen. Vor diesem Hintergrund können wir davon ausgehen, dass sich die Marktentwicklung ähnlich beeindruckend fortsetzen wird.“

Nettowerbeumsätze mit Programmatic in Deutschland. BVDW

Für 2017 erwartet der BVDW ein Marktvolumen von 864 Millionen Euro – 46 Prozent mehr als noch im Jahr 2016. Verglichen mit der im Februar veröffentlichten OVK-Statistik liegt der Anteil am Gesamtmarkt für digitale Displaywerbung im laufenden Jahr bei 45 Prozent.

Kooperation zwischen Purpur Media und Improve Digital

Purpur Media ist eine unabhängige Vermarktungsgemeinschaft in Österreich. Der Publisher-Zusammenschluss gibt jetzt die Zusammenarbeit mit Improve Digital bekannt. Die niederländische Plattform für Publisher, Content Provider und Broadcaster stellt ab sofort die Technologie für das Programmatic Advertising-Geschäft von Purpur Media in Österreich.

Alexandra Vetrovsky-Brychta, Geschäftsführerin, Purpur Media, kommentiert die neue Zusammenarbeit: „Wir haben uns für Improve Digital aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung auf dem österreichischen Markt und ihrer fortschrittlichen Full Stack Technologie entschieden. Dies ist ein wichtiger Schritt und wir freuen uns auf die Zusammenarbeit.“

Torben Heimann, Managing Director DACH, Improve Digital, fügt hinzu: „Es ist uns eine große Freude mit Purpur Media zusammenzuarbeiten und diesen großen österreichischen Vermarkter als Technologiepartner bei der Verwirklichung ihrer Programmatic Strategie und der Maximierung ihrer Umsätze zu unterstützen.“

Volker Hatz wird CDO bei Sizmek

Sizmek holt sich einen deutschen Industrieexperten ins Boot. Ab sofort übernimmt Digital-Veteran Volker Hatz den Posten als CDO. Auf seinem Plan steht dabei zunächst die strategische Überwachung des Datengeschäfts von Sizmek mit Hilfe von Data Governance-Lösungen, Analytics und weiteren Innovationen. Hatz wechselt zu Sizmek von einer Rolle bei SAP Exchange Media.

„Ich freue mich darauf, die Innovationstradition von Sizmek weiterzuführen,” sagt Hatz, der sich dabei vor allem auf Unterstützung der ganzheitlichen Medienpläne von Klienten und die Optimierungswerkzeuge sowohl auf Benutzer- als auch auf Creative-Ebene konzentrieren will.

Hatz’ Berufung ist Teil einer Umstrukturierung bei Sizmek, die sich zukünftig stärker auf einen General Manager konzentrieren will, um Kunden maßgeschneiderte und effektive Servicelösungen anzubieten. Neben mehr Accountability in der gesamten Organisation verspricht sich Sizmek davon außerdem mehr mehr Mitverantwortung innerhalb des Unternehmens und raschere Entscheidungsfindung auf lokaler Ebene. Im Rahmen dieser Umstrukturierung steigt Kees de Jong als General Manager APAC ein.

Rocket Fuel bringt Anti-Malvertising-Plattform

Rocket Fuel baut auf ein neues Detektions- und Präventionssystem auf der Basis von Automatisierung als auch redaktioneller Überprüfung, um Malvertising im Werbe-Ökosystem kämpfen. Auf Googles Cloud Vision API aufgebaut, kann die Lösung von Rocket Fuel bestimmte nicht-erlaubte Anzeigenarten identifizieren und ablehnen, um so Verbraucher zu schützen und sicherzustellen, dass Client-Kampagnen nicht von Malvertising unterwandert werden.

Dabei nutzt das System unter anderem AI, Big Data, Blacklists und andere Anti-Malware-Taktiken, um betrügerische Anzeigen zu erkennen. Verbotene Produkte und Clickbait-Texte werden - auch in Übersetzung - automatisch erkannt. Neben dem automatisierten Screening werden außerdem verdächtige Anzeigen zur redaktionellen Überprüfung weitergegeben.

Volker Ballueder, Rocket Fuel

Mit der neuen Anti-Malvertising-Lösung reagiert Rocket Fuel auf Kunden-Feedback, wie Volker Ballueder, VP Client Success, Rocket Fuel, auf Anfrage erklärt: „Mediaeinkäufer wurden im Rahmen des Advertiser Perceptions, Programmatic Intelligence Report 2016 gefragt, welche Aspekte von Programmatic sie am negativsten wahrnehmen. Die am häufigsten genannte Antwort auf diese Frage war: Bots und Fraud (27%). Da Malvertising eine der primären Methoden zur Verteilung von Bots ist, die Ad-Betrug begehen, hat Rocket Fuel an diesem Punkt angesetzt, um dafür zu sorgen, dass Programmatic langfristig mehr Vertrauen entgegengebracht werden kann.“

Wie genau nutzt Rocket Fuel AI bei der Bekämpfung von Malvertising? Ballueder: „Künstliche Intelligenz wird bei Rocket Fuel nicht autonom für die Bekämpfung von Malvertising verwendet, sondern in Kombination mit Big Data, Blacklists und verschiedenen Anti-Malware-Taktiken. Das Ziel der Kollaboration aller Systeme ist die detailgenaue Überprüfung jeder Anzeige auf bestimmte Parameter, die auf Malware hinweisen. Dabei ist auch die Google Cloud Vision API behilflich. Da sich natürlich auch die Entwickler der Malware zu diesem Thema im Internet belesen, können wir nicht alle Details zur Durchführung öffentlich teilen. Für uns ist wichtig, dass eben diese Entwickler nicht genau wissen wann und wo wir die Untersuchungen durchführen, aber möglichst mitbekommen, dass es immer schwieriger werden wird, Malware über unsere Plattform auszuspielen.“

Fünf Fragen an Volker Hatz, CDO, Sizmek

Erstmal Gratulation zur neuen Rolle als CDO bei Sizmek. Mir fällt auf, dass in letzter Zeit immer mehr deutsche Experten C-Level-Positionen in internationalen Unternehmen der Branche übernehmen. Ein Zeichen dafür, dass  Deutschland im Bereich Programmatic international aufgeschlossen hat?

Volker Hatz, neuer CDO bei Sizmek

Vielen Dank! Es stimmt, das ist durchaus ein Trend, der sich abzeichnet. In der AdTech-Branche war Deutschland aus einer technischen Sicht im Programmatic Advertising nie so recht abgeschlagen. Deutschland war schon früh dabei, als es um die Veredelung von Daten und deren Aktivierung ging. Nehmen wir United Internet Medias TGP oder auch wunderloop targeting . Die wurden nahezu zeitgleich mit dem US-Pionier Audience Science ins Leben gerufen. Dass deutsche Experten international mitspielen können, ist für mich keine Frage.

Die Rolle des CDO ist in der Branche derzeit der letzte Schrei. Wozu braucht ein Unternehmen konkret einen CDO?

Das hängt natürlich stark vom Unternehmen ab. Generell werden CDOs dazu genutzt, Daten in den Fokus des C-Levels zu bringen und digitale Transformationsprozesse im Unternehmen anzustoßen. Sizmek braucht den CDO dafür zum Glück nicht: Das Unternehmen hatte schon immer Digital-DNA. Und mit Dr. Mark Grether ist bereits ein starker Verfechter des datengetriebenen Entscheidens als Executive Chairman an Bord, der die Relevanz einer Data-Strategie für das Geschäft längt verstanden hat.

Lässt sich die Aufgabe eines CDO nicht auch unter einem CIO subsumieren?

Nicht so recht: Während der CDO hat im Allgemeinen eine breitere Sicht auf die fachliche Seite im Unternehmen hat, auf das Ausbauen von Kompetenzen in Sachen Data und Digitalisierung, beschäftigt sich der CIO vorrangig mit Fragen der IT-Architektur. Und damit hat er schon ausreichend zu tun, denn es geht um den Erhalt der Sicherheit des eigenen Geschäfts, welche inzwischen allseitig angegriffen wird. Im Advertising-Technology-Bereich liegt die Rolle des CIO eher bei den CTOs und CDOs, , einen CIO würde ich hier eher zum Overhead zu zählen.

Welche Funktionen übernimmst du speziell bei Sizmek als CDO? 

Sizmek sitzt bereits heute auf nennenswerten Big-Data-Beständen. Die sind in den letzten Jahren historisch gewachsen und ermöglichen uns datengetriebene Produkte, in marktführender Qualität, wie unseren Data Hub, Peer 39, das kontextuelles Targeting und Verification datenbasiert sicherstellt oder unsere Dynamic Creative Optimization Lösung, mit der Creatives anhand von bis zu 6.000 Komponenten programmatisch entstehen und ausgesteuert werden. Meine Mission bei Sizmek ist es, Datenprodukte auszubauen und uns vor allem in der Datenaktivierung weiteres Territorium zu besetzen. Sizmek wird damit auf lange Sicht als Plattform zentraler Bestandteil des Mediaplans unserer Kunden.

Ist die neu eingerichtete CDO-Position bei Sizmek eine Reaktion auf die jetzt in Kraft tretenden neuen GDPR?  

GDPR ist sicherlich ein Thema, das mich auch interessiert und fordern wird. Generell ist GDPR allerdings vor allem bei Juristen anzusiedeln. Der CDO kann bei der gegebenenfalls notwendigen technischen Umsetzung im Unternehmen unterstützen.